In Prag im Restaurant zu sitzen und wie ein König zu speisen ist für einen in der Schweiz eher bescheiden lebenden Studenten ein besonderes Vergnügen.
Dabei von ebenfalls Reisenden auf die Herkunft angesprochen zu werden dagegen schon weniger. Nicht wegen Unlust am kulturellen Austausch mit Nachbarn – in Prag traf ich zwei äusserst glückliche Italiener – sondern wegen der gedanklichen Krise, die ein solches Gespräch auslösen kann. Die Schweiz, das heisse Frieden, wurde unser Land gelobt; so viele Sprachen seien dort friedlich vereinigt. Ja, die Schweiz, das sei die Zukunft Europas.
Verdienen wir diese Auszeichnung?
Stimmt, hier leben vier Sprachen in unzähligen Dialekten. Doch was tun wir zu deren Erhaltung? Eine, die kleine ist fast schon ausgelöscht. Die andere, die Feine fast schon zubetoniert durch die Chalets der Alten und Reichen. Beide sind sie bedroht durch die verbreiteste, die in ihrer Eigenart nur hier gesprochen wird. Wohl auch deshalb neigen die Sprecher dieser Mehrheit zur Igelmentalität, zur Nabelschau auf den heroischen Kampf gegen alles Fremde. Dass das den Zweiten nicht gefallen kann, erkennt der Beobachter auch daran, dass dieses Volk das grösste kaum verstehen kann.
Weshalb leben sie dann mit uns zusammen? Wohl vor allem, weils geschichtlich halt so kam, der Aristrokratenpoker hier nicht ganz aufging und deshalb vor hundertfünfzig Jahren ein bürgerliches Land entstand.
Doch müssten sie heute erst wählen müssten die Deutschschweizer sich wohl nicht mit der Minderheit quälen. Doch was sagt das über das friedliche Vorbild aus, dass unser Land in der Welt abgibt?
Dass wir uns zu bemühen haben, dass wir den Graben zuzuschütten haben, der zwischen den Sprachen dieses Landes besteht. Eine ist wohl schon verloren; zerflogen in der Zeit, eher als Leiche als als Sprache noch auf Papier gebannt. Doch um die Verständigung unter den übrigen, den Weltsprachen müssen wir ringen. Gelingt uns die Partnerschaft, so können wir Europa tatsächlich den Frieden bringen. Überlassen wir das Land aber weiterhin der ignoranten Kapitalistenclique aus Zürich, so dürfen wir uns nicht wundern, dass wir Schön Volle Pulle und mit freyem Willen im Teufelskreis des Hasses blochen!
Diesen Text habe ich ca. im Jahr 2000 geschrieben